HalleZero: Wir wollen Halle zum Leuchtturm der ökosozialen Wende machen

Wir sind HalleZero. Unser Ziel ist es, die Klimaneutralität unserer Stadt innerhalb der nächsten 10 Jahre zu erreichen. Dafür haben wir am 25.10.2020 einen Verein gegründet. In der lauschigen Kulisse eines schönen, begrünten Hinterhofs traf sich dazu unser Kernteam ganz coronakonform mit Maske und Abstand, um sich mit Satzung und Vorstand eine offizielle Form zu geben.

In den nächsten Wochen starten wir ein BürgerInnenbegehren, bei dem wir 7500 Unterschriften von den BürgerInnen unserer Stadt zusammentragen wollen. Diese sollen dem Stadtrat noch vor der Sommerpause vorgelegt werden.

Die aktiven Mitglieder des neugegründeten Vereins, wie auch die bereits zahlreichen UnterstützerInnen sehen, dass es neben den großen politisch-gesellschaftlichen Veränderungen in der Welt, ganz dringend auch entschiedene Maßnahmen auf lokaler Ebene braucht, um uns, unseren Kindern und Enkeln eine lebenswerte Zukunft zu bieten. Die Klimaveränderungen sind inzwischen schon soweit fortgeschritten, dass wir die Folgen auch bei uns erfahren müssen. So haben die letzten drei Dürrejahre sichtbar viele Stadtbäume geschädigt oder gar absterben lassen. Im Harz verschwinden gerade große Waldflächen, weil die Bäume durch die Trockenheit so stark geschwächt sind, dass sie Schädlingen und Krankheiten schutzlos ausgesetzt sind.

Der Begründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und wohl bekannteste Klimaforscher Deutschlands Prof. Schellnhuber sagte angesichts unseres Handungsspielraums beim Eindämmen der Klimakrise: „Wir haben nur noch 10 Jahre.“ Das ist genau der Zeitraum, der uns in etwa noch bleibt, bis wir unser Budget an Treibhausgasemissionen verbraucht haben, wenn wir alles so weiter machen wie bisher. Dieses dürfen wir aber nicht überschreiten, wenn wir das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens einhalten wollen. Wir müssen eine globale Erderwärmung von über 1,5 Grad Celsius unbedingt vermeiden, weil wir sonst dem Risiko ausgesetzt sind, dass wir uns vor den Folgen des Klimawandels nicht mehr schützen können. Prof. Schellnhuber erklärt das so: „Es gibt aber Kippelemente, bei denen sich der Wechsel ab einer bestimmten Temperatur abrupt und unumkehrbar vollzieht“. Kippelemente sind z.B. der Sibirische Permafrostboden oder das arktische Eisschild. Wenn der Permafrostboden taut, treten riesige Mengen des Treibhausgases Methan in die Atmosphäre, taut das Eis in der Arktis wird weniger Sonnenlicht in das Weltall zurückgestrahlt, absorbiert und in Wärmestrahlung verwandelt. Gleich eines Dominospiels bei dem alle Steine fallen, sobald der erste Stein kippt, kann auch unser Klimasystem abrupt kippen. Der bisherige durchschnittlich globale Temperaturanstieg beträgt bereits 1,2 Grad Celsius. Das macht deutlich wie nah wir bereits diesem Punkt gekommen sind.

Auch die kürzlich veröffentlichte Studie des Wuppertalinstuts „CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze“, welches von der Bewegung FridaysforFuture in Auftrag gegeben worden ist, kommt zu dem Schluss, dass Deutschland bis spätestens 2035 Klimaneutralität anstreben muss, um seine Zusagen zum Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen. Die dafür notwendigen Maßnahmen gehen über die derzeit beschlossenen Maßnahmen, die im Vergleich eher kosmetischer Natur sind, weit hinaus. Sofortiges entschlossenes Handeln ist also erforderlich, denn je eher wirksame Maßnahmen eingeleitet werden, umso besser gelingt eine sozial verträgliche Transformation hin zu einem nachhaltigen und umweltfreundlichen Zusammenleben.

Wir möchten mit unserer Initiative erreichen, dass sich auch unsere Stadt diesen Herausforderungen stellt und durch entschlossene Maßnahmen die politischen Rahmenbedingungen so setzt, dass sich Halle innerhalb der nächsten Dekade zu einer modernen, klimaneutralen und auch zukünftig lebenswerten Stadt entwickelt. So wird es auch den BürgerInnen unserer Stadt leicht gemacht, ihren eigenen CO2 – Fußabdruck auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei bieten sich durch eine grundlegende Neuausrichtung der Beschlüsse und Investitionen unserer Stadt große Chancen auf mehr Lebensqualität und Unabhängigkeit. Gleichzeitig werden für die erforderliche Transformation in allen Sektoren viele neue Arbeitsplätze geschaffen, vor allem im handwerklichen Bereich. Darüber hinaus birgt die Fokussierung auf die Klimaneutralität in Halle ein hohes Innovationspotenzial und steigert die Attraktivität von Halle als Standort für Forschung und Wirtschaft.

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